Warum eine Plattform für Zeitschriftenanalyse?
In der wissenschaftlichen Welt gewinnt Open Access immer mehr an Bedeutung. Doch mit der wachsenden Zahl an Open-Access-Zeitschriften steigt auch das Risiko, auf „Predatory Journals“ zu stoßen – Zeitschriften, die mit unseriösen Methoden arbeiten, ohne die notwendigen Qualitätsstandards zu erfüllen. Für Bibliotheken, Forschungsservices und Wissenschaftler:innen stellt dies eine Herausforderung dar: Wie kann die Qualität einer Zeitschrift zuverlässig bewertet werden?
Fehlende Standards und unklare Bewertungskriterien
Genau hier setzt die NAVIA-Plattform an. Im Rahmen des Projekts „Austrian Transition to Open Access 2“ (AT2OA2) entwickelt und durch die wissKomm Community of Practice weitergeführt, bietet NAVIA eine standardisierte, transparente und kollaborative Lösung für die Evaluierung wissenschaftlicher Open Access Zeitschriften.
Bisher gab es in österreichischen Forschungseinrichtungen keine einheitliche Praxis zur Bewertung von Zeitschriften. Diese war geprägt von:
- Unterschiedlichen Wissensständen und Herangehensweisen an den Einrichtungen
- Fehlenden Standards – jede Institution arbeitete nach eigenen Kriterien
- Zeitaufwändigen Einzelfallprüfungen, oft ohne Austausch zwischen den Institutionen
- Fehlenden rechtssicheren Grundlagen für die Bewertung
- Unklaren Einstufungen: Viele Zeitschriften lassen sich nicht einfach in „gut“ oder „schlecht“ einteilen – es gibt ein breites Qualitätsspektrum.
Hinzu kommt, dass bestehende Listen wie die Beall’s Liste, Cabells-Whitelist bzw. Predatory Reports oder das Directory of Open Access Journals (DOAJ) eine scheinbar einfache Lösung bieten, aber sich widersprechen können. Manche Zeitschriften erscheinen mitunter gleichzeitig auf positiven und negativen Listen, was die Sinnhaftigkeit der Nutzung solcher Listen in Frage stellt.
Eine Plattform für transparente Zeitschriftenanalyse
Die NAVIA-Plattform wurde entwickelt, um diese Lücken zu schließen. Sie bietet:
1. Einen standardisierten Kriterienkatalog
Basierend auf den „Principles of Transparency and Best Practice in Scholarly Publishing“(COPE, DOAJ, OASPA, WAME. Principles of Transparency and Best Practice in Scholarly Publishing (2022): https://doi.org/10.24318/cope.2019.1.12 und weiteren anerkannten Standards umfasst NAVIA 58 Kriterien, die in elf Themenbereiche unterteilt sind:
- Qualität der Webseite (4 Kriterien)
- Über die Zeitschrift (4 Kriterien)
- Inhalt der Zeitschrift (6 Kriterien)
- Zugänglichkeit und Rechte (7 Kriterien)
- Indexierung und Metriken (7 Kriterien)
- Verlag (6 Kriterien)
- Identifikatoren (4 Kriterien)
- Beitragseinreichung (5 Kriterien)
- Gebühren (4 Kriterien)
- Peer Review (6 Kriterien)
- Editorial Board (5 Kriterien)
2. Eine differenzierte Bewertung statt Schwarz-Weiß-Denken
NAVIA verzichtet auf einfache „gut/schlecht“-Einstufungen. Stattdessen erfolgt die Bewertung der Qualität einer Zeitschrift in jedem der elf Themenbereiche entlang einer mehrstufigen Skala, die auf den Empfehlungen der IAP, CombattingPredatory Academic Journals and Conferences (2022): https://www.interacademies.org/project/predatorypublishing basiert. Dies ermöglicht eine nuancierte Einschätzung, die der Komplexität des Themas gerecht wird.

3. Ein kollaboratives Arbeiten und Wissensaustausch
Ein zentraler Vorteil von NAVIA besteht in der Möglichkeit zur Zusammenarbeit:
- Ergebnisse anderer Nutzer:innen können eingesehen und weiterverwendet werden.
- Dokumentation und Notizen werden zentral gespeichert und geteilt.
- Zeitersparnis: Durch den Aufbau auf bestehenden Analysen müssen nicht alle Kriterien jedes Mal neu geprüft werden.
4. Rechtssicherheit und neutrale Infrastruktur
Die Plattform wird auf einer neutralen Infrastruktur über ARI&Snet (https://forschungsdaten.at/arisnet/) betrieben. Eine Lead-Institution übernimmt die organisatorische Verantwortung, während Nutzungsvereinbarungen die Rechte und Pflichten der beteiligten Einrichtungen und deren Mitarbeiter:innen, welche die Plattform nutzen, regelt. Eine durch eine Rechtsanwaltskanzlei durchgeführte Risikoanalyse stellt sicher, dass Maßnahmen ergriffen und Handlungsempfehlungen umgesetzt wurden, um die Einrichtungen bei der Nutzung der Plattform und der Ergebnisse rechtlich abzusichern und vor Risiken zu schützen.
Wie funktioniert NAVIA?
Die Nutzung der Plattform ist einfach und intuitiv:
- Suche nach einer Zeitschrift (z. B. über die eISSN).
- Anzeige bestehender Analysen – falls bereits Bewertungen vorliegen, können diese eingesehen oder weiterbearbeitet werden.
- Weiterführung einer bestehenden oder Durchführung einer neuen Analyse in vier Etappen anhand von bis zu 58 Kriterien.
- Grafische Darstellung der Ergebnisse – je mehr rote Bereiche, desto kritischer ist die Zeitschrift einzustufen.
- Export der Ergebnisse (z. B. für E-Mails oder interne Dokumentation).
Wer profitiert von NAVIA?
Die Plattform richtet sich vor allem an:
- Bibliothekar:innen, Mitarbeiter:innen in Forschungs- und Publikationsservices, die Wissenschaftler:innen bei Publikationsfragen beraten. Somit werden Wissenschaftler:innen ermächtigt Orientierung zu finden und informed decisions zu treffen.
- Mitarbeiter:innen im FIS/CRIS-Bereich, die Zeitschriften und Publikationen im System aufnehmen.
- Open-Access-Beauftragte, die Förderanträge bewerten.
- Repositorienmanager:innen, die Open-Access-Publikationen von Forschenden im System erfassen.
Fazit: Qualitätssicherung als gemeinsame Aufgabe
Die NAVIA-Plattform liefert neutrale Ergebnisse, ohne dabei institutionelle Entscheidungen vorweg zu nehmen. Sie ist ein Schritt hin zu einer standardisierten, fairen und transparenten Bewertung wissenschaftlicher Zeitschriften.
Durch die Zusammenarbeit zwischen Institutionen und den Austausch von Wissen können wir gemeinsam dazu beitragen, Predatory Publishing einzudämmen und die Qualität von Open Access zu sichern.
Gemeinsam für eine vertrauenswürdige Wissenschaft!
Treten Sie bei Interesse mit uns in Verbindung!
E-Mail: navia-support@jku.at
* Dieser Text wurde mit Hilfe von Mistral auf Basis eines Vortragsvorbereitungstranskripts und einer Executive Summary generiert.
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